BSR 55: Der Trugschluss der Verallgemeinerung

Als Fortsetzung zum einführenden Blog-Beitrag zu wirtschaftlichen Trugschlüssen und Irrtümern schauen wir uns an dieser Stelle den Trugschluss der Verallgemeinerung etwas genauer an.

Was Logiker den „Kompositionsirrtum“ oder auch Trugschluss der Verallgemeinerung nennen, ist die Annahme, was für einen Teil wahr ist, gelte auch für das Ganze. Ein Fußballfan in einem Fußballstadion beispielsweise kann zwar das Spiel besser sehen, wenn er aufsteht, aber wenn alle Zuschauer aufstehen, werden sie nicht alle besser sehen.

Viele wirtschaftspolitische Maßnahmen beruhen auf diesem Trugschluss, wenn Politiker einer bestimmten Gruppierung, einem Industriezweig, einem Land oder anderen Interessensgruppen helfen wollen, indem sie die Vorteile für sie so darstellen, als wären sie ein Nettonutzen für die gesamte Gesellschaft.

Viele Kommunalverwaltungen verfolgen zum Beispiel eine Politik, die darauf abzielt, neue Unternehmen oder einkommensstärkere Menschen anzuziehen. Man verspricht sich von ihnen mehr lokale Steuereinnahmen. Ganze Stadtteile werden abgerissen und mit gehobenen Wohnungen und Einkaufszentren „saniert“, um die Gemeinde „wiederzubeleben“. Oftmals subventioniert die Bundesregierung diese Maßnahmen. Milliarden von Steuergeldern werden für den Abriss von Stadtvierteln ausgegeben, was auf nationaler Ebene nichts anderes bewirkt als eine freiwillige Umsiedlung von Steuerzahlern an Orte, an denen sie Eigentum erwerben können, ohne es den derzeitigen Eigentümern abkaufen zu müssen, und eine unfreiwillige Umsiedlung der vertriebenen Menschen.

Dennoch kann es an jedem beliebigen Ort beeindruckende Fotos „vor“ und „nach“ der Sanierung geben.

Staatsausgaben werden oft als vorteilhaft für die Wirtschaft betrachtet, da das ausgezahlte Geld wieder ausgegeben wird, wodurch Arbeitsplätze geschaffen, das Einkommen erhöht und Steuereinnahmen generieren werden. Aber wenn das Geld der Regierung in den Händen der Steuerzahler geblieben wäre, hätten sie es auch ausgegeben, was ebenfalls Arbeitsplätze geschaffen, Einkommen und damit Steuereinnahmen erhöht hätte. Zusätzlich wäre weniger „Umverteilungsbürokratie“ erforderlich und der gesamte Verwaltungsapparat könnte deutlich schlanker sein.

Auch die Befürworter von Maßnahmen zur Erhaltung von „Freiflächen“, um eine „Übervölkerung“ zu verhindern, ignorieren gerne die Tatsache, dass die Größe der Gesamtbevölkerung durch solche Maßnahmen nicht beeinflusst wird. Das bedeutet, dass die Menschen, die nicht in einem bestimmten Gebiet leben können, ein anderes Gebiet bevölkern werden.