Die Erde war eine Scheibe. Sie krümmt sich vor einigen Jahrtausenden unter Pythagoras, Platon oder Aristoteles zur kugelförmigen Gestalt.
Die Erde war der Mittelpunkt des Universums. Bis Nikolaus Kopernikus sie im 16. Jahrhundert um die Sonne kreisen ließ. Wir Menschen waren gekränkt. Ernsthaft. Und zwar so sehr, dass die Erkenntnis und die damit einhergehende Zerstörung des Weltbildes, der Mensch sei mit seinem Planeten Erde der Mittelpunkt des Universums als „kopernikanische Wende“ bezeichnet wird, in psychologischer Hinsicht auch gerne als „kopernikanische Kränkung“.
Der Mensch war Gottes Schöpfung. Bis Charles Darwin im 19. Jahrhundert den Menschen das Ergebnis einer Entwicklung, einer Evolution sein ließ, die tierischen Ursprungs ist. Wir Menschen waren gekränkt. Erneut. Ernsthaft. Das zweite Weltbild ging zu Bruch. Menschen und Affen haben die gleichen Vorfahren. Die zweite kopernikanische Kränkung.
Der Mensch war ein ausschließlich bewusst und rational handelndes Wesen. Bis Sigmund Freud Anfang des 20. Jahrhunderts den Menschen ein Unbewusstes zuschrieb. Wir Menschen waren gekränkt. Ernsthaft. Erneut ging ein Weltbild zu Bruch. Der Mensch ist keine Maschine. Die dritte kopernikanische Kränkung.
Die Erde ist zu klein, dachte der britische Pfarrer und Ökonom Thomas Malthus um 1800, denn sie ist endlich – sowohl hinsichtlich ihrer Rohstoffe als auch hinsichtlich ihrer Größe, aber wir werden immer mehr Menschen, da muss uns doch bald die Erde ausgehen – und er (ent)führte uns in die Malthusianische Katastrophe.
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