Über Dinge nachdenken. Das ist keine gute Idee. Es ist nämlich so ziemlich das Schwierigste, was einem widerfahren kann. Und das Unbequemste.
Warum auch sollten wir über etwas nachdenken. Wir wissen doch bereits alles. In gewisser Art und Weise. Wir alle haben unser Bild, unsere eigene Landkarte von der Welt, in der wir leben. Deswegen sind wir überhaupt lebensfähig. Überlebensfähig. Und funktionieren. Als Mensch. Als Familie. Als Gesellschaft. Und solange alles einigermaßen läuft, brauchen wir unsere Landkarte auch nicht anzupassen. Das heißt, wir brauchen auch nicht wirklich nachzudenken.
Aber wehe wir stoßen auf etwas, das uns zum Nachdenken bringt. Oder gar zum Nachdenken zwingt. Was geschieht dann? Was bedeutet das? Es bedeutet, dass das, was oder wie wir bislang dachten, nicht zu stimmen scheint und korrigiert werden muss. Sonst würden wir nicht darüber nachdenken. Wir hegen Zweifel. Zweifel an unserer bisherigen Landkarte.
Wenn wir also nachdenken, bedeutet dies nichts anderes, als dass ein Teil unserer Landkarte stirbt. Und da unsere Landkarte quasi die Repräsentation unseres Selbst ist, die sich aufgrund unserer gesamten bisher gemachten Lebenserfahrung und gewonnenen Erkenntnisse gebildet hat, stirbt mit dem Stück unserer Landkarte auch immer ein Teil von uns selbst. Weil er falsch war. Dieser Teil muss ersetzt werden. Durch den neuen Gedanken. Die neue Erkenntnis. Dies ist ein Prozess. Er beginnt bei jedem Gedanken aufs Neue.
Leider wissen wir nie so genau, wie viel von dem, was wir wussten oder zu wissen glaubten, durch das Nachdenken sterben muss. Weil wir das Ausmaß unseres bisherigen Irrtums nicht kennen.
Es ist zu befürchten, dass tendenziell der Teil von uns, der sterben muss, umso größer ist, je mehr wir nachdenken.
Deswegen ist Nachdenken bei Menschen wenig beliebt.