BSR 11: Die Versuchung Christi aka Freiheit condensed

Prolog

„Das Machtsystem kann nur solange bestehen, wie es Menschen gibt, die etwas ohne Gegenleistung haben wollen. An dem Tage, da die überwiegende Mehrheit der Menschen sich so verhält, als erwarte sie nichts von der Regierung, und erklärt, sich eigenverantwortlich um sich selbst kümmern zu wollen, ist die sogenannte Machtelite zum Scheitern verurteilt.“ Antony Sutton (1925-2002)

40 Tage und 40 Nächte – Die erste Versuchung Christi.

Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde. Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. Und der Versucher trat herzu und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden. Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben (5. Mose 8,3): „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“ (Lutherbibel 2017: Matthäus 4, 1-4)

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. In der Welt Darwins, in einer Welt ohne Glaube, in einer Welt ohne Moral und Ethik und Ideale tut er es aber sehr wohl. Er lebt vom Brot allein. Denn der Mensch benötigt lediglich Essen, Trinken, einen Platz zum Wohnen und die Möglichkeit zur Fortpflanzung. Wie ein Tier. Essen, Trinken, Wohnen, Fortpflanzen. Das ist das Minimum dessen, was wir sind und brauchen. Die Schnittmenge aller Lebewesen. Bis hin zum kleinsten Einzeller.

Der Versucher sagt, Jesus solle aus Steinen Brot machen. Im weiteren Sinne heißt das, aus Nichts etwas Brauchbares zu machen. Oder aus Wertlosem etwas Wertvolles.

Du bist in der Wüste und hast Hunger. Mach dir etwas zu essen, sagt der Versucher. Und Jesus sagt nein. Was er aber wirklich sagt, ist etwas anderes. Er sagt einerseits: Ich bin kein Opfer. Ich bin freiwillig hier. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, in die Wüste zu gehen und ohne Essen zu sein. Also zaubere ich mir nicht einfach etwas Leckeres. Ich bin kein Opfer. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, die reine Befriedigung der Grundbedürfnisse hintan zu stellen, um mein spirituelles Selbst zu finden.

Wer sich in die Opferrolle begibt oder sich in sie hineindrängen lässt, öffnet Tür und Tor für jene, die Böses im Schilde führen. Jeder Krieg wird legitimiert durch das Vorführen von vermeintlichen Opfern oder – noch schlimmer – durch das wirkliche Opfern unschuldiger Menschen. Man denke nur an den Ersten Weltkrieg (1, 2, 3, 4, 5, 6) oder den sogenannten Krieg gegen den Terror. Solange du dich selbst als Opfer siehst, legitimierst du andere, schreckliche Dinge in deinem Namen zu tun. Moral und Ethik bleiben dabei auf der Strecke.

Sei kein Opfer!

Andererseits – wenn man seine göttlichen Fähigkeiten nutzt, um aus dem Nichts etwas Essbares zu machen, stellt man die Befriedigung der Primärbedürfnisse über die spirituellen Bedürfnisse, über das Göttliche.

Die Anhänger Darwins haben damit sicher kaum ein Problem. Denn in unserer westlichen Welt haben wir genau das zur Maxime erhoben: Wir brauchen keine Freiheit. Wir brauchen nur Essen. Wir brauchen nur Zeugs. Wir brauchen keine Eigentumsrechte. Wir brauchen keine Eigenverantwortung. Wir brauchen nur Sachen. Wir können aus dem Nichts etwas machen. Wir machen aus Schulden Essen. Durch die Alchemie von Regierungen und unsere sogenannten Finanzexperten können wir aus Schulden Essensmarken machen.

Oder im Klartext: Wir nehmen den Menschen die Freiheit und füttern ihre Körper.

Ist das nicht eine große Versuchung für uns alle, für die Wähler in unseren sogenannten Demokratien, den Versprechen der Politiker zu glauben, die vorgeben, aus dem Nichts etwas Wertvolles erschaffen zu können? Durch Gelddrucken und Schuldenmachen. Wir haben euch zwar nichts Substanzielles anzubieten, denn wir stehlen im Grunde nur von den nachfolgenden Generationen. Wir kaufen eure Stimmen, um euer Bedürfnis nach Essen und Wohnen zu befriedigen, um den Preis der Tugend und der Werte.

40 Tage und 40 Nächte – Die zweite Versuchung Christi

Da führte ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben (Psalm 91,11-12): „Er wird seinen Engeln für dich Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.“ Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben (5. Mose 6,16): „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.“ (ebd. Matthäus 4, 5-7)

Einem jeden von uns kann ein Unglück widerfahren, ein Unfall, ein Schicksalsschlag, Ungemach, für das wir gar nichts können, in das wir unverschuldet geraten. Unfälle können jedem von uns widerfahren, sobald wir uns aus dem Bett begeben. Was wir natürlich tun sollten, denn wir wollen ja nicht faul und fett werden.

Es ist eine gute Sache, gegenüber Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind, Wohltätigkeit zu zeigen und ihnen Unterstützung zuteilwerden zu lassen. Das ist christliche Mildtätigkeit und Nächstenliebe.

Das ist aber nicht das, wozu der Versucher Jesus auffordert. Der Versucher sagt zu Jesus: Spring. Fordere dein Schicksal heraus und stürze dich wissentlich in dein Unglück. Und Jesus sagt: Führe Gott nicht in Versuchung.

Das könnte man interpretieren als den Unterschied zwischen christlicher Mildtätigkeit und dem Übel eines überdimensionierten Wohlfahrtsstaates. Wer schon einmal versucht hat, jemandem zu helfen, der wirklich in Schwierigkeiten war, ein Alkoholiker, Drogenabhängiger etc., der weiß, wie schwierig es ist, jemanden zu ändern. Wer schon einmal versucht hat abzunehmen, kann ein Lied davon singen. Das kurzzeitige Abnehmen ist dabei meist nicht das Problem. Das dauerhafte Halten des reduzierten Gewichts aber sehr wohl.

Es gibt zahlreiche Tests, mit denen du herausfinden kannst, ob du der Urheber deines eigenen Unglücks bist. Was wird wohl geschehen, wenn man jemandem, der der Urheber seines eigenen Unglücks ist, Mildtätigkeit zuteilwerden lässt? Das macht es womöglich noch schlimmer. Oh, du hast ein Alkoholproblem, hier hast du eintausend Euro. Oder soll ich es gleich der nächsten Kneipe geben?

Menschen zu helfen, ist wirklich schwierig. Denn es gibt Menschen, die tatsächlich Pech haben, die unverschuldet in eine missliche Situation geraten sind oder ein oder zwei Fehler im Leben gemacht haben. Und dann gibt es Menschen, bei denen Wohltätigkeit die Situation nur verschlimmert.

Also meint Jesus doch eigentlich folgendes: Wenn du ausversehen stolperst und vom Tempel fällst, sollst du Hilfe bekommen. Aber wenn du versuchst, Gott zu manipulieren, ihn zu kontrollieren, wenn er dich cool aussehen lassen soll, wie du vom Tempel schwebst, um dann sagen zu können: hey, ich bin der Sohn Gottes, dann ist das nicht in Ordnung.

Wohltätigkeit funktioniert, wenn wir beurteilen können, ob jemand verschuldet oder unverschuldet in eine missliche Situation gelangt ist. Denn davon hängt ab, was für ihn das Beste ist. Manchmal ist es zweckmäßig, jemandem bestimmte Ressourcen zuteilwerden zu lassen. Manchmal ist es besser, bestimmte Ressourcen vorzuenthalten. Und es ist wahnsinnig schwierig, dies zu unterscheiden. Kirchen sind einigermaßen gut darin, Regierungen hingegen gar nicht. Letztere haben vor allem auch gar kein Interesse daran.

Es ist auch nicht christlich, zur Wohltätigkeit gezwungen zu werden. Freiwillige Wohltätigkeit ergibt sich aus freiem Willen auf Basis eines guten Gewissens. Wenn die Regierung einem unter Zwang das Geld wegnimmt in Form von Steuern, um damit an anderer Stelle Wählerstimmen zu kaufen, ist es keine Tugend mehr, sondern eine Untugend, eine Ungerechtigkeit.

Jesus sagte, er würde nicht springen, weil das nicht dem Sinn von Wohltätigkeit entspricht. Es geht nicht um Manipulation oder die Linderung der Folgen meiner eigenen schlechten Entscheidungen. Wohltätigkeit soll zum Abfedern eines unverschuldeten Unglücks dienen.

Wenn Jesus nun vom Tempel gesprungen und auf wundersame Weise aufgefangen und auf den Händen der Engel heruntergeglitten wäre, hätte das schnell die Runde gemacht. Und was wäre das Ergebnis gewesen? Eine lange Schlange von Menschen, die ins Unglück springen, weil sie wissen, sie werden aufgefangen und landen sanft. Das ginge natürlich gar nicht. Und Jesus wusste das. Deswegen hat er nein gesagt und ist nicht gesprungen.

40 Tage und 40 Nächte – Die dritte Versuchung Christi

Wiederum führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben (5. Mose 6,13): „Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.“ (ebd. Matthäus 4, 8-10)

Freiheit. Persönliche Freiheit. Wirtschaftliche Freiheit. Politische Freiheit. Gehören alle Reiche der ganzen Welt wirklich dem Versucher? Wohl kaum. Es ist eine unglaubliche Anmaßung. Der Teufel versucht die Gefolgschaft Jesu zu erkaufen mit etwas, das ihm gar nicht gehört.

Kommt das dem geneigten Leser vielleicht irgendwie bekannt vor? Ich habe mir sagen lassen, dass manch ein Politiker schon einmal Wählern Dinge versprochen hat, die ihm gar nicht gehören. Ich gebe dir Macht. Ich gebe dir Geld. Ich beschütze dich vor den Folgen deines unüberlegten Handelns. Wenn du mich wählst. Oder wenn du dem Staate dienst.

Der Staat respektive die Politiker versprechen Wohltaten und verteilen Geld, das ihnen gar nicht gehört. Geld, das sie zuvor den Menschen genommen haben, in Form von Steuern, durch Gelddrucken und Schuldenmachen.

Aber Jesus sagt nicht nur, nein danke, sondern auch, verzieh dich. Hör auf, mir Dinge anzubieten, die dir nicht gehören. Hör auf damit, meine Gefolgschaft mit Gestohlenem erkaufen zu wollen.

Kann sich jemand einen Wahlkampf vorstellen, in dem Politiker den Wählern nicht irgendetwas versprechen, einen Wahlkampf, in dem sie die Gefolgschaft der Wähler nicht erkaufen wollen?

Politiker kaufen unsere Gefolgschaft aber nicht nur mit den Steuern, die sie hier und jetzt eintreiben, sondern mit Schulden, die sie machen müssen, um ihre Versprechen zu halten, also mit den Steuern, die zukünftige Generationen zu zahlen haben werden. Das ist eine Ungeheuerlichkeit.

Alles

Und was geschieht als Jesus den Versuchungen des Teufels dreimal widerstanden hat? Die Engel erscheinen und dienen ihm. Vielleicht mit etwas Après Sun Lotion, weil er doch recht arg der Sonne ausgesetzt war. Sie machen ihm sicher einen Cold Drink und bereiten ihm eine gute Mahlzeit zu.

Das heißt doch, wenn du der Versuchung widerstehst, dir etwas zu nehmen, was dir nicht gehört oder zusteht, bekommst du alles. Alles! Du bekommst das Paradies, wenn du das Unverdiente zurückweist, wenn du der Versuchung widerstehst, die den darwinistischen Teil deines Selbst anspricht: Freiheitsverzicht zugunsten von Lebensmittelmarken. Freiheitsverzicht für vorgegaukelte Sicherheit durch den Aufbau eines Polizei- und Überwachungsstaates.

Die Versuchung ist groß, wenn alles, was wir brauchen, auf Verpflegung und ein Dach über dem Kopf reduziert wird. Eine Regierung kann dies zur Verfügung stellen. Um den Preis der Freiheit, des Eigentums, der Tugend, der Nachhaltigkeit, der Kultur, der Eigenverantwortung.

Das faszinierende an der Versuchung Christi ist, dass der Teufel überhaupt keine Macht besitzt. Keine. Er verfügt über keine Armee mit 10.000 Kriegern, gegen die sich Jesus zur Wehr setzen muss. Er sagt lediglich: Hey Jesus, mach du mal. Mach du aus Steinen Brot. Spring du vom Tempel. Die Reichtümer der Welt gehören dir, nimm hin. Er sagt nur, er würde sie Jesus geben. Aber er besitzt sie ja gar nicht wirklich.

Der Teufel hat also nichts Substanzielles anzubieten. Er will nur verführen, etwas ohne Gegenleistung zu wollen. Und das ist eine der ganz großen Verführungen, die den politischen Verfall vorantreiben. Ich will nicht warten müssen. Ich will es mir nicht erarbeiten müssen. Ich will mich nicht gedulden müssen. Ich will es jetzt!

Das ist die Welt der Tiere.

Manche Menschen streben nach Wahrheit. Manche Menschen streben nach Macht. Wahrheit stützt sich auf Realität. Macht stützt sich auf Menschen.

Die Wissenschaften haben uns mit all ihren Errungenschaften eine unangefochtene Macht über die Welt gegeben. Keine Frage. Was ist aber mit dem Aufstieg der Wissenschaften einhergegangen? Der Niedergang von Moral und Ethik, von Tugend. Denn die Wissenschaften nähren lediglich unser materielles Ich, unsere Körper. Es scheint fast so, als hätte die Wissenschaft uns denselben Deal angeboten, wie der Teufel Jesus.

Um Missverständnisse zu vermeiden – es ist nichts gegen die Wissenschaft zu sagen. Wir alle profitieren von den Errungenschaften der Medizintechnologie, der Automobiltechnologie, der Kommunikationstechnologie usw. Wir sollten uns nur langsam bewusst werden, was uns der Deal kosten könnte.

Der Teufel sagte zu Jesus: Ich gebe dir die Kontrolle über die ganze Welt, wenn du mich anbetest. Die Wissenschaften haben uns genau diese Kontrolle gegeben. Wir fliegen in wenigen Stunden von einem Kontinent zum anderen. Wenn es sein muss, sogar zum Mond oder zum Mars. Oder tauchen in die tiefsten Tiefen unserer Ozeane. Die Wissenschaft gibt uns die Kontrolle über die ganze Welt und erfüllt alle materiellen Bedürfnisse. Die Wissenschaft brachte uns die Evolution, was uns in die post-christliche Welt führte –  zu Nitzsches Wille zur Macht.

Doch was ist falsch daran, unverdiente oder gestohlene Dinge anzunehmen? Selbst in der Natur geschieht dies immer wieder. Krähen oder Möwen stehlen alles Essbare, was sie bekommen können. Waschbären genauso. Der Kuckuck ist etwas ganz Besonderes – er jubelt einem anderen Vogel seine Eier unter, um sie auszubrüten und die Küken aufzuziehen.

In der Natur ist es also gang und gäbe, sich sein Essen irgendwie zu organisieren und sich fortzupflanzen. Da fragt niemand nach Moral und Anstand. Bist du jemandem entkommen, der dich essen wollte? Hast du etwas zu essen bekommen? Hast du dich fortgepflanzt? Dann ist alles gut. Denn darum geht’s. Das ist alles. Im Reich der Tiere. Keine Moral. Keine Ethik. Keine Regeln.

Und manch ein Philosoph hat Darwin vielleicht allzu ernst genommen, wenn er behauptet, wir bräuchten gar keine Tugend. Oder es gebe gar keine Wahrheit. Und wenn man an bestimmte Dinge nicht mehr glaubt, dann geht man ihnen auch nicht mehr weiter nach. Sie geraten in Vergessenheit.

Was muss ich sagen, damit ich meine Sachen bekomme? Wen muss ich wählen, damit ich meine Sachen bekomme? Welche Lügen muss ich erzählen, damit ich meine Sachen bekomme? Mein Körper braucht Sachen. Dein materielles Ich braucht Sachen. Aber deine Seele braucht Tugend und Wahrheit.

Die Gier nach dem Unverdienten ist unglaublich groß. Und greift um sich wie ein Krebsgeschwür. Sie unterminiert die Tugenden, die wir einst verinnerlicht hatten.

Tiere können wirklich trickreich sein. Sie verstecken sich, verändern ihre Farbe. Oktopusse. Chamäleons. Ist das Betrug? Nein, nicht in der Welt der Tiere. Es ist ja alles erlaubt, solange es das eigene Überleben sichert. Und den Fortbestand der Spezies. Es gibt kein richtig oder falsch in der Welt der Tiere. Keine Regeln. Lediglich das Kopieren von Erbgut.

Aber der Mensch ist mehr. Alles Tier ist zwar im Menschen, aber der Mensch geht darüber hinaus.

Doch was versprechen uns die Regierungen? Ich gebe dir, lieber Wähler, das Unverdiente von dem, was ich selbst nicht verdiene, sondern einfach anderen genommen habe, und alles, was du tun musst, ist mir zu dienen. Dich mir zu unterwerfen. Mir Deine Loyalität zu geben. Mich zu wählen.

Das Gute anzustreben, kostet. Deshalb ist Jesus hungrig und durstig. Er strebt nach spiritueller Erleuchtung. Und das tut seinem Körper weh. Denn Tugend ist das Aufschieben von Belohnung. Das ist übrigens ein Kern des Christentums und auch anderer Religionen. Leide auf Erden und du kommst ins Paradies.

Der Körper erkennt nur sehr selten den Wert des Belohnungsaufschubs. Schokolade ist lecker. Der Körper möchte die Belohnung eher nicht hinausschieben. Geduld ist keine Sache des Körpers. Der Körper möchte seine Belohnung sofort. Es ist die Seele, der Geist, das höhere Selbst, das Geduld fordert. Warte auf die Belohnung.

Und dann kommt die Regierung und sagt: Du brauchst die Belohnung nicht aufzuschieben; denn wenn du dein Leben vergeigst, fangen wir dich auf. Und dann haben wir dich. Totale Abhängigkeit mit lauter Fehlanreizen im sozialen Sicherungssystem, die es dir schwer machen, die Notwendigkeit zu erkennen, warum du für deinen eigenen Lebensunterhalt arbeiten solltest.

Charlie Kirk twitterte am 27. September 2018: Es gibt drei Dinge, durch die du beinahe sicher aus der Armut kommst. Mache einen Schulabschluss. Behalte deinen Job. Habe keine Kinder bevor du verheiratet bist. Aber all diese Dinge erfordern einen Belohnungsaufschub.

Gibt es wirklich jemanden, dessen erster Job nicht wirklich Mist war? Wir werden ja durch unser Schulsystem so wunderbar gebildet, dass wir gleich beim Einstieg ins Berufsleben so unendlich wertvoll für jedes Unternehmen sind und gleich mit unserem Traumjob beginnen.

Die ersten Jobs sind häufig eine Qual. Sie sind unbefriedigend und schlecht bezahlt. Insbesondere wenn du eine akademische Laufbahn einschlagen möchtest und du dir dein Studium vollständig oder zu einem Großteil selbst finanzieren musst. Die sogenannten Studentenjobs sind nur selten erfüllend, weder inhaltlich noch finanziell.

Es braucht Geduld, einen guten Job zu finden. Und der Weg zum guten Job führt in der Regel über mehrere nicht so gute.

Kontrolliere deinen sexuellen Trieb. Wenn es dir gelingt, ihn in Richtung stabiler Familienstruktur zu kanalisieren, anstatt dein Erbgut möglichst breit zu streuen, fährst du langfristig besser. Ebenso die Beinahe-Empfänger deines Erbgutes.

Aber der Körper sagt trotzdem: Jetzt! Doch die Tugend sagt: Gemach, gemach. Und dann funkt Vater Staat dazwischen, der uns systematisch alle Eigenverantwortung abnimmt und die negativen Folgen unseres eigenen Handelns, der eigenen schlechten Entscheidungen beseitigt. Der Sozialstaat fördert leider in großem Maße schlechte Entscheidungen.

Das Marshmallow-Experiment ist sicher vielen bekannt. Ein Kind ist allein in einem Raum. Auf einem Tisch steht ein Marshmallow. Das Kind hat die Wahl, den Marshmallow sofort zu essen oder 15 Minuten zu warten, ohne den Marshmallow zu essen, um dann einen zweiten zu bekommen.

Tiere essen den ersten Marshmallow sofort. Sie sind Impulsgetrieben und können sich nicht Gedulden und auf die Belohnung warten. Es gibt eine Korrelation zwischen Erfolg und Geduld. In dem Experiment wurde festgestellt, dass diejenigen Kinder, die sich gedulden konnten, im späteren Leben signifikant erfolgreicher waren.

Stellen wir uns vor, eines Tages käme ein Politiker und sagte: Es gibt keine Wohltaten mehr; denn es geht auf Kosten anderer.

Wer auf der Empfängerseite ist – seien es Empfänger von Sozialleistungen, Subventionen, Steuergeldern oder Sozialbeiträgen im großen Stil, wie z.B. die Rüstungsindustrie oder der Medizinbereich –, wessen gesamte Existenz als Einzelperson oder als Unternehmen von staatlichen Zuwendungen abhängt, tut sich nicht nur schwer, sich für weniger Staat stark zu machen, sondern wird auch kaum zu einer objektiven Einordnung von Sozial und Steuerfragen in der Lage sein.

Interessenskonflikte soweit das Auge reicht. Quer durch alle Bevölkerungsschichten.

Wähler werden gekauft und bezahlt. Damit degenerieren die sogenannten Wahlen in unserer sogenannten Demokratie zu einer unsinnigen und lächerlichen Übung. Ob das auf Dauer gesund ist? Ein aufgeblähter Sozialstaat verletzt die Eigentumsrechte seiner Bürger und korrumpiert alles, weil er ohne zu fragen nimmt und das Genommene mal mehr, mal weniger willkürlich gibt.

Wenn aber der Sozialstaat abgebaut wird, wie sollen die Menschen dann leben? Viele glauben, es wird immer so bleiben. Aber das wird es nicht. Was mathematisch nicht unendlich fortgeführt werden kann, wird sich nicht für immer fortführen lassen. (Siehe BSR „Finanzcrash condensed„). Ein überforderter Sozialstaat wird enden.

Die vielen sogenannten Flüchtlinge tragen ihren Teil dazu bei, weil die meisten von ihnen direkt im sozialen Netz landen. Der UN-Migrationspakt trägt ebenfalls seinen Teil dazu bei. Er schreibt „unverbindlich“ vor, dass jeder Migrant in jedem Land mit offenen Armen zu empfangen sei und ihm sofort alle Sozialleistungen eines Landes zuteilwerden sollen.

Schulden werden irgendwann zurückgezahlt werden müssen. Daher wird alles irgendwann enden.

Aus den drei Versuchungen Christi lassen sich also folgende wichtige Lehren ziehen: Begehre nicht das Unverdiente. Lass dich nicht als Opfer hinstellen und behandeln, denn damit gehen moralische und ethische Standards den Bach runter. Entziehe dich dem darwinistischen Materialismus und besinne dich bei all den Verführungen, denen wir alle täglich ausgesetzt sind, immer wieder auf das, was uns Menschen von den Tieren unterscheidet.

Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? (ebd. Matthäus 16, 26)

Die Wissenschaft gab uns die Welt. Politiker lassen uns Wohltaten zuteilwerden. Aber ich fürchte, es könnte uns am Ende alles kosten.

(Sehr inspiriert durch eine Vortrag von Stefan Molyneux)