Das alte Ägypten, das alte Griechenland, das alte Rom und die vielen anderen Hochkulturen der Vergangenheit – sie alle waren bekanntlich polytheistische Kulturen, Gesellschaften mit vielen Göttern. Jeder Gott hatte seinen „Zuständigkeitsbereich“. Jeder Gott repräsentierte bestimmte Ideale. Ihnen gerecht zu werden, forderte von den Menschen bestimmte Rituale und bestimmte Verhaltensweisen. Es war als Mensch daher sicher kein Leichtes, so vielen Göttern gleichzeitig zu huldigen.
Die jüdisch-christlichen wie auch die islamischen Kulturen kennen hingegen nur einen Gott.
Doch wie ist im Laufe der Zeit aus den vielen Göttern nur einer geworden?
Menschen konkurrieren gerne miteinander. Jeder möchte seine Fähigkeiten zur Entfaltung bringen und in seinem Spezialgebiet der Beste sein – der beste Fußballspieler, der beste 100m-Sprinter, der beste Herzchirurg, der beste Virologe etc. Oder einfach nur der reichste Mensch der Welt.
Wenn Menschen gerne miteinander im Wettbewerb stehen, gibt es keinen Grund anzunehmen, dass die zahlreichen Götter der verschiedenen vergangenen Hochkulturen dies in den zurückliegenden Jahrtausenden nicht auch taten.
Nehmen wir also an, dass im Zeitverlauf in der Vorstellung der Menschen die vielen Götter um die Vorherrschaft konkurrierten. Sie standen im Wettbewerb. Jeder Gott repräsentierte bestimmte Ideale. Einige Götter gewannen und nahmen die obersten Positionen in der Hierarchie der Götter ein und mit ihnen auch ihre Ideale.
Wenn nun verschiedene Kulturen aufeinandertreffen, steigen ihre jeweiligen Götter in den Ring und sie kämpfen über die Zeit bis schließlich etwas als Sieger hervorgeht. Dieser Prozess ist die Entstehung des Monotheismus aus dem Polytheismus, und er entspricht der Entwicklung einer einheitlichen Moral in jedem von uns, während wir uns als Menschen über die Zeit hinweg entwickelt haben.
Und die Götter, die sich im Laufe der Zeit als Sieger herauskristallisieren, weisen wesentliche Ähnlichkeiten auf.
Stellen Sie sich vor, Sie haben an einem Ort eine Reihe von Göttern, die im Zeitverlauf miteinander konkurrieren, und ein Gott mit seinen repräsentierten Idealen stellt sich als dominierend heraus.
Und dann haben Sie an einem anderen Ort eine andere Gruppe von Göttern, die im Zeitverlauf um die Vorherrschaft konkurriert und etwas Dominierendes kristallisiert sich auch hier heraus.
Es ist davon auszugehen, dass es große Gemeinsamkeiten dieser beiden Sieger geben wird. Und der Grund dafür ist, dass der Prozess des Herauskristallisierens des jeweils Dominierenden in beiden Kontexten ähnlich ist. Dadurch erklärt sich auch zu einem großen Teil die kulturübergreifende Ähnlichkeit der großen religiösen Ideen.